Opfer - so verraten sie sich
Opfer – woran erkennen Täter eigentlich, dass sie mit einer Person leichtes Spiel haben?
Der Psychologe Friedemann Schulz von Thun liefert ein Erklärungsmodell: Auch der Kommunikationsstil verrät, ob jemand ein Opfer ist.
Das Opfer drückt Bedürftigkeit und Abhängigkeit aus
Den Sprachstil von Opfern (ohne sie als solche zu benennen) bezeichnet der Wissenschaftler als
„bedürftig-abhängig“. Getrieben von der inneren Einstellung, keinen Einfluss auf das eigene Leben zu haben, äußert sich das Opfer zum Beispiel so:
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„Man kann ja doch nichts machen.“
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„Die da oben, wir da unten.“
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„Alleine kriege ich das nicht hin.“
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„Ich kann das nicht.“
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„Ich würde ja vielleicht, wenn ich nur die Gelegenheit dazu hätte.“
Auch manche Profiltexte in Flirt- und Partnersuchportalen lassen tief blicken. „Vom Leben gebeutelte Sie sucht endlich einen treuen Mann zum Anlehnen.“ Oder „Nach riesiger Enttäuschung wünsche ich (M, 45) mir eine liebevolle Frau mit Sinn für Häuslichkeit.“ Diese beiden verraten zwischen den Zeilen viel über sich selbst und über die Vorgeschichte des Gesuchs. Und damit ziehen sie vielleicht gerade die Leute an, die ein leichtes Opfer suchen.
Hätte hätte Fahrradkette
Besonders häufig verwendet das Opfer Sätze mit „hätte“, „könnte“ oder „würde“. Dadurch drückt es aus, dass dieses oder jenes leider außerhalb seines Einflussbereichs liegt. Im Direktkontakt sprechen Opfer häufig mit leiser, hoher Stimme, schlagen den Blick nieder und halten den Kopf schräg. Die Körperhaltung ist eher gebückt und drückt innere Unsicherheit aus.
Anstrengungsvermeidung kann auch ein Motiv sein
Schulz von Thun vermutet, viele solcher Menschen hätten eine schwere, lieblose Kindheit gehabt. Andererseits ermöglicht die freiwillige Opferrolle eine gewisse Bequemlichkeit: Andere nehmen der Person lästige Pflichten ab und entscheiden für sie. Wenn Sie sich selbst oft in einer unerwünschten Opferrolle befinden und diese verlassen möchten, achten Sie auf Ihr Kommunikationsverhalten.
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Verzichten Sie auf „könnte“, „würde“ und ähnliche Ausdrücke, wenn es um Aufgaben geht, die sie übernehmen möchten. „Ich kann, ich will, ich werde!“
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Seien Sie vorsichtig mit öffentlichen Schilderungen Ihrer Leidensgeschichte und damit verbundenen Gefühlsäußerungen (z. B. in sozialen Netzwerken).
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Achten Sie darauf, laut genug zu sprechen.
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Bemühen Sie sich um eine aufrechte, gerade Kopf- Körperhaltung (auch in Situationen, in denen Sie sich unsicher fühlen.