Helfersyndrom
Helfen – manche Menschen fühlen sich nur wohl, wenn sie andere mit Hilfsangeboten überschütten. Sie haben ein „Helfersyndrom“. Dieser Begriff wurde vom Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer geprägt. Auch an der Kommunikation ist zu merken, ob jemand ein übertriebenes Bedürfnis hat, alles an sich zu reißen.
Die Bedürftigkeit des anderen ist das Lieblingsthema
Wann immer es geht, unterstreichen sie die eigene Stärke und die Schwäche des Gegenübers. Rund um die Uhr sind sie auf allen Kanälen erreichbar. Sie möchten gern ein starker Partner sein, der anderen alles Schwere abnimmt. „Ich mache das schon, du kannst das nicht“ oder „Lass mich das erledigen“ oder „Du brauchst dringend Unterstützung. Ich bin für dich da“, sind typische Formulierungen.
Personen mit Helfersyndrom können gut zuhören
Menschen, die anderen unbedingt helfen wollen, können zu jeder Tages- und Nachtzeit gut zuhören und zeigen sich einfühlsam. Thema von Gesprächen, Posts oder Nachrichten sind in erster Linie die Probleme anderer. Oft üben sie Berufe in sozialen oder medizinischen Einrichtungen aus oder engagieren sich ehrenamtlich für Benachteiligte.
Das Helfen wird oft ohne Rückfrage aufgedrängt
Eine Besonderheit liegt darin, dass der (scheinbar) Bedürftige oft nicht einmal gefragt wird oder von sich aus um Hilfe bittet. Sie wird ihm resolut aufgedrängt. Und dass sich weitere Unterstützer in die Aktion einschalten, duldet der Helfer, der auch eine Helferin sein kann, nicht. Auf diese Weise übt er oder sie subtil Macht aus.
Selbstausbeutung als Grundprinzip
Menschen mit Helfersyndrom stellen dafür ihre eigenen Bedürfnisse komplett zurück. Die Märtyrer-Rolle ist ihnen auf den Leib geschrieben. Es ist das, was sie ihrer Meinung nach am besten können: sich für andere aufopfern, auch zu Lasten der eigenen Gesundheit. Und dafür fühlen sie sich zwar ausgebrannt, doch als etwas Besonderes. Hinter dem Helfersyndrom steckt also das große Bedürfnis nach Anerkennung und Dankbarkeit.
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